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Tarostraße – ein Dokumentarfilm. Gelebte Selbstorganisation und Partizipation

Der Sportplatz an der Tarostraße hat sich in den letzten 30 Jahren zu einem Ort der Vielfalt entwickelt.

Hier begegnen sich Menschen aus allen Teilen der Welt, aus allen Altersschichten und mit den unterschiedlichsten persönlichen Biografien: Geflüchtete, StudentInnen, AnwohnerInnen, Zugezogene, gebürtige LeipzigerInnen – und das nicht nur, um gemeinsame Nachmittage zu verbringen, zu feiern, Sport zu treiben und vieles mehr.

Der Sportplatz ist auch der zentrale Ort geworden, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Freundschaften zu schließen und Unterstützung zu suchen und zu finden. Es ist für viele BürgerInnen dieser Stadt der Ort, an dem sie ihre prägendsten und positivsten Erfahrungen mit Partizipation und Teilhabe, Selbstorganisation und Selbstwirksamkeit in Deutschland gemacht haben. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der Sportplatz an der Tarostraße vielen Menschen eine zweite Heimat geworden ist – oder richtiger, eine zweite Heimat erschlossen hat: Leipzig, Deutschland.

Doch dieser Ort soll nun verschwinden und einer Grundschule Platz machen. Und auch wenn dies ein guter Grund dafür ist, dass Neues entsteht und Altes dafür Platz machen muss: Für eine große Zahl von Menschen, Leipziger Bürgerinnen und Bürgern, ist dies eine emotional sehr bewegende Nachricht gewesen. Nach derzeitigem Kenntnisstand soll es nach mehrjähriger Bauzeit an einer anderen Stelle in der Nähe wieder einen Fußballplatz geben, doch natürlich endet mit dieser Baumaßnahme eine Ära – und ob sie eine glückliche Fortsetzung finden wird ist ungewiss.

Was wir machen wollen

Der Projektträger Leipziger Afghanisches Forum e. V. möchte nun die Geschichte dieses Ortes in Form eines Dokumentarfilms festhalten und mit dessen Vorführung sowie begleitenden partizipativen Gesprächsformaten die Gründung eines neuen Forums zur Stadtentwicklung und Integration anstoßen, dass sich dafür einsetzen soll, besondere Orte der Vielfalt in unserer Stadt zu erhalten und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Bedeutung diese Orte nicht nur für die Betroffenen haben, sondern (mindestens) auch für die gesamte Stadtgesellschaft. Das ist dem Verein ein besonderes Anliegen, weil die Aktivitäten seiner Mitglieder schon immer zu großen Teilen mit dem Sportplatz an der Tarostraße verbunden waren.

Ein bekannter afghanischer Filmemacher und Produzent, Ghafar Faizyar, der früher in Kabul, nun aber als Geflüchteter in Berlin lebt, wird gemeinsam mit den Menschen, denen der Sportplatz an der Tarostraße so viel bedeutet, auf partizipative Art und Weise das Konzept des Dokumentarfilms entwickeln und den Film dann auch drehen.

Warum uns das wichtig ist

Die Geschichte des Sportplatzes an der Tarostraße und der Menschen, für die er ein zentraler Ort des Ankommens und der Integration war und ist, zeigt in aller Deutlichkeit, dass solche lokalen Sozialräume Identität stiften und Möglichkeiten der unmittelbaren Beteiligung schaffen, wodurch die eigenen Lebensverhältnisse positiv verändert werden können. Solche, auf Beteiligung gegründete und Selbstwirksamkeit durch gemeinschaftliches Engagement stärkende Orte sind damit letztlich für viele Menschen eine wichtige, für manche sogar die erste Schule der Demokratie.

Als genau das müssen die Orte der Vielfalt, wie der Sportplatz an der Tarostraße, erkannt, anerkannt und behandelt werden: Hier können die Menschen direkt, transparent und sinnlich erfahrbar Demokratie gestalten und erleben. Dies ist das beste „Bollwerk“ gegen demokratiefeindliche Tendenzen.

Ein Projekt von: Leipziger Afghanisches Forum e.V.
Filmemacher: Ghafar Faizyar
Koordinator: Dr. Daniel Grabić
Drehbuch: Jan Kleese
UnterstützerInnen: Palwascha Azmarei, Kefa Hamidi, Elton Qinami, Michael Touma,
Gefördert durch: Stadt Leipzig